Ostfriesische Geschichte? Auf den ersten Blick ist das Land bloß flach, das Wattenmeer grau, die Menschen schweigsam. Aber schon auf den zweiten Blick sieht alles ziemlich anders aus: Natürlich, Kaiser Karl der Große hat auch Friesland seinem Reich einverleibt – aber die Ostfriesen konnten eine Reihe von Sonderrechten behaupten, voller Sturheit, und im Wissen, dass der Kaiser schön weit weg war, ihr Land unwegsam, von Mooren umgeben, ja, fast eine Insel und am Rande der bewohnten Welt.
Die gewaltigste Leistung der Friesen war in doppelter Hinsicht der Deichbau: Aus den bis dahin immer wieder überfluteten Gebieten wurde fruchtbares Marschland – bedeutsamer aber war, dass durch den Deichbau die „Friesische Freiheit“ entstand: Adel und Unfreiheit verschwanden. Ein Sonderfall in Europa.
Noch ein paar herausragende Gegebenheiten: Der älteste Pflug Europas, die älteste Straße Deutschlands, der schiefste Turm der Welt, Weltmeister im Teetrinken, der Entdecker der Sonnenflecken, ein Nobelpreisträger oder Deutschlands witzigster Otto: Alle sind sie Teil der ostfriesischen Geschichte.
Carl-Heinz Dirks
geboren, aufgewachsen und wieder in Emden. Studierte in Hamburg Niederdeutsch und Regionalgeschichte. Veröffentlichte Texte in plattdeutscher Sprache und Texte über Plattdeutsch und ostfriesische Geschichte in verschiedenen Zeitschriften und Büchern. Gab 25 Jahre lang die plattdeutsche Zeitschrift „Diesel“ heraus. Im Ellert & Richter Verlag ist sein Buch „Wi proten un wi snackt in Ostfriesland“ lieferbar.