Philipp Otto Runge (1777–1810) ist neben Caspar David Friedrich der große Maler der deutschen Romantik. Nach Beginn einer Kaufmannslehre in der Hamburger Handelsfirma seines Bruders Daniel entdeckte er recht schnell seine Liebe zur Kunst und den Wunsch, Künstler zu werden. Nach dem ersten Zeichenunterricht führten ihn seine Studien 1799 zunächst an die renommierte Kunstakademie in Kopenhagen und zwei Jahre später nach Dresden, wo ihn vor allem die Freundschaft mit Ludwig Tieck anregte. Die Auseinandersetzung mit Goethe führte zur Präzisierung seiner eigenen Kunstvorstellung, die eigene Motive und Themen forderte und sich nicht mit der thematischen Rückbesinnung auf die Antike vereinbaren ließ.
Als Einzelgänger in Hamburg wirkend, schuf er sowohl mit seinen realistischen Bildnissen als auch mit dem als Gesamtkunstwerk konzipierten Zyklus Die Zeiten ein einzigartiges, jedoch unvollendetes Werk: Er starb 1810 im Alter von nur 33 Jahren. Nicht zuletzt dank einer neuen Lektüre der vielen aufschlussreichen Briefe ist es Uwe M. Schneede gelungen darzustellen, dass der Maler in Zeiten tief greifender Umbrüche an einem Neubeginn der Kunst arbeitete und damit als Wegbereiter der Moderne zu gelten hat. Sein 200. Todestag am 2. Dezember 2010 ist Anlass für viele Ausstellungen dieses bedeutenden Künstlers.
Uwe M. Schneede
geb. 1939, leitete zunächst die Kunstvereine in Stuttgart und Hamburg, war dann von 1985 bis 1990 Professor für die Kunstgeschichte der Moderne an der Ludwig-Maximilians-Universität München und anschließend bis 2006 Direktor der Hamburger Kunsthalle. 2001 erschien seine Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts, 2009 eine Max-Beckmann-Monografie. 2010 kuratierte er die Ausstellung „Das schönste Museum der Welt“ im Museum Folkwang, Essen.